Dr. Sabrina Schlesinger und ihr Team haben eine Mediationsanalyse durchgeführt, um den Gesamteffekt des Zuckerkonsums auf die Entstehung von Typ-2-Diabetes aufzugliedern. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht und geben Aufschluss über den Zusammenhang zwischen der täglichen Zuckeraufnahme und der Diabetes-Prävalenz.
Düsseldorf (DDZ) – Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil inklusive einem gesunden Ernährungsverhalten die Entstehung von Typ-2-Diabetes beeinflusst. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit der Zuckerkonsum einen Einfluss auf die Typ-2-Diabetes-Entstehung hat. In einem viel beachteten Editorial im British Medical Journal hat Gary Taubes die Diskussion entfacht, ob eine hohe Zuckeraufnahme zu Übergewicht führt und so das Typ-2-Diabetes-Risiko erhöht, oder aber der Zuckerkonsum mehr als nur „leere Kalorien“ ist und einen direkten Einfluss – ohne Umweg über das Übergewicht – auf die Entstehung von Typ-2-Diabetes hat.
Das Forscherteam um Dr. Sabrina Schlesinger, Leiterin der Nachwuchsforschergruppe Systematische Reviews, am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) hat sich dieser Fragestellung angenommen und eine Mediationsanalyse durchgeführt. Das Ziel dieser Mediationsanalyse war, auf globaler Ebene den Gesamteffekt des Zuckerkonsums auf die Entstehung von Typ-2-Diabetes in den indirekten Effekt – über den Weg des Kalorienüberschusses und das daraus resultierende Übergewicht – und den direkten Effekt aufzugliedern. Die Ergebnisse wurden im European Journal of Nutrition veröffentlicht. In ihrer ökologischen Studie (basierend auf Daten, die auf aggregierter Ebene für eine ganze Population/Gruppe von Individuen erhoben wurde) fasste das Forscherteam Daten aus 192 Ländern zusammen, die von öffentlich zugänglichen Datenbanken großer Organisationen extrahiert wurden. Weltweit konnte ein Zusammenhang zwischen der täglichen Zuckeraufnahme und der Diabetes-Prävalenz beobachtet werden. Mit einer Zunahme des Zuckerkonsums um 100 kcal pro Kopf stieg die Diabetes-Prävalenz um 1,6 Prozent an.
Die Ergebnisse der Mediationsanalyse zeigen, dass die Assoziation zwischen der Aufnahme von Zucker und dem Auftreten von Diabetes zum großen Teil (66 Prozent) durch den Body-Mass-Index, also auf indirektem Wege, zu erklären war. „Allerdings deuten unsere Ergebnisse aus der ökologischen Studie auch darauf hin, dass – ausgedrückt durch die verbliebenen 34 Prozent – andere Mechanismen den Zusammenhang beeinflussen könnten und somit die Entstehung von Diabetes auf direktem Wege begünstigen“, schlussfolgert Dr. Sabrina Schlesinger. Ob sich dieser Effekt auch auf individueller Ebene zeigt, will das Forscherteam um Dr. Sabrina Schlesinger in einem Folgeprojekt untersuchen. Darüber hinaus sind weitere Studien nötig, um zu erforschen, welche Mechanismen hierbei im Detail eine Rolle spielen. „Diese zum Teil überraschende Befunde werden zu einem besseren Verständnis der Bedeutung von Ernährung für die Entstehung von Diabetes mellitus beitragen“, erklärt Prof. Michael Roden, Wissenschaftlicher Direktor und Vorstand des Deutschen Diabetes-Zentrums und fährt fort: „In der Folge wird zu untersuchen sein, inwieweit spezielle Diätempfehlungen in diese Richtung auch das Auftreten und Fortschreiten von Diabetes direkt beeinflussen.“
Originalpublikation:
Lang A, Kuss O, Filla T, Schlesinger S: Association between per capita sugar consumption and diabetes prevalence mediated by the body mass index: results of a global mediation analysis. Eur J Nutr. 2020. DOI: 10.1007/s00394-020-02401-2
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