Prof. Dan Ziegler vom Institut für Klinische Diabetologie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) ist für seine Forschungsarbeiten über Biofaktoren ausgezeichnet worden. Seine Studie befasst sich mit dem Einfluss genetischer Variationen im Glukose-Stoffwechsel bezüglich der Merkmale der diabetischen Neuropathie. Ziegler erhielt im Rahmen des Deutschen Diabetes Kongresses in Berlin den Fritz-Wörwag-Forschungspreis in Höhe von 10.000 Euro.
Düsseldorf (DDZ) – Die Arbeit von Ziegler und seinen Partnern bewertete die unabhängige Jury als einen „revolutionären Ansatz in der Analyse von Faktoren, die zur Ausprägung diabetischer Komplikationen, hier insbesondere zur diabetischen Neuropathie, führen.“ Die Erkenntnisse könnten zur Erklärung beitragen, warum bei manchen Patienten eine schwere Neuropathie auftritt, während sie bei anderen mit vergleichbarer Diabetes-Einstellung und -Dauer milder verläuft, so das Wissenschaftler-Gremium. Ziegler und sein Team hatten untersucht, inwieweit unterschiedliche Genvarianten (Polymorphismen) eines Schlüssel-Enzyms im Glukosestoffwechsel die Symptome der diabetischen Polyneuropathie beeinflussen1. Bei mehr als 500 Typ-1- oder Typ-2-Diabetes-Patienten mit einer Diabetesdauer von maximal einem Jahr identifizierten sie neun Polymorphismen für das Enzym Transketolase und korrelierten sie mit klinischen und neurophysiologischen Merkmalen der Neuropathie. Dabei zeigten sich spezifische Zusammenhänge zwischen einzelnen Genvarianten und bestimmten Manifestationen der Neuropathie.
Schlüssel-Enzym für Vermeidung von Diabetes-Komplikationen
Schon frühere Studien legten den Schluss nahe, dass die Aktivität der Transketolase einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung mikrovaskulärer Folgeerkrankungen haben könnte: Das Enzym schleust Zwischenprodukte der Glykolyse, die sich in Folge der Hyperglykämie anstauen, auf einen alternativen Abbaupfad. Dadurch werden krankhafte Abbauprozesse eingedämmt, auf denen die angehäuften Metabolite ansonsten in gefäßschädigende Substanzen umgewandelt werden.
Ein klinisch relevanter Bezug zu den Biofaktoren ergibt sich aus der Tatsache, dass die Transketolase als Cofaktor Vitamin B1 (Thiamin) benötigt; ihre Aktivität ist daher auch von der Versorgung mit dem Vitamin abhängig. Bei Patienten mit Diabetes liegt aber häufig bedingt durch eine verstärkte renale Ausscheidung ein Mangel an Thiamin vor. Frühere Studien internationaler Forscherteams zeigten, dass die Thiamin-Vorstufe Benfotiamin die Transketolase-Aktivität steigern und dadurch nevenschädigende Prozesse hemmen kann. So können neuropathische Symptome durch eine Behandlung mit Benfotiamin gelindert werden. Die Untersuchungen von Ziegler bestätigen nun, dass ein Zusammenhang zwischen der Transketolase und den klinischen Ausprägungen der Neuropathie besteht. Pharmakogenomische Erkenntnisse über Transketolase-Polymorphismen könnten dazu beitragen, diese Behandlungen in der Zukunft zu optimieren, so Zieglers Fazit.
Originalpublikation: Ziegler D et al. Association of transketolase polymorphisms with measures of polyneuropathy in patients with recently diagnosed diabetes. Diabetes Metab Res Rev 2017 May;33(4). doi: 10.1002/dmrr.2811. Epub 2016 May 15
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